Hayek-Tage 2024 in Hamburg
vom 21. – 22. Juni 2024
Die diesjährigen Hayek-Tage standen ganz im Zeichen des Besuches des argentinischen Präsidenten, Javier Milei. Es gab aber auch sonst viele spannende und gehaltvolle Podiumsdiskussionen und Voten.
Im Folgenden eine kurze, persönliche Zusammenfassung:
Das Tagungsprogramm:
Neben zahlreichen interessanten Vorträgen und Voten war die Podiumsdiskussion über «Friedrich August von Hayek in der Welt von heute» zentral. Die Meinungen der Podiumsteilnehmer waren weitgehend klar: Global ist die Freiheit auf dem Rückzug; man könnte zu Pessimismus neigen. Trotzdem gibt es Lichtblicke: Alle der Freiheit verpflichteten ideellen Strömungen beginnen, an einem Strang zu ziehen. Aber die Streitigkeiten zwischen Anarchokapitalisten und Minimal-Staatler müssen aufhören. Auch müssen die Definitionen der Begriffe, z.B. des Kapitalismus, der Marktwirtschaft, des Liberalismus, den Linken weggenommen werden. Der Kampf um den Begriff «liberal» zeigt es: Da jene, die sich als «Liberale» bezeichnen, nicht mehr im herkömmlichen Sinn liberal sind, haben sie die echten Liberalen in «Libertäre» umbenannt. Das ist im Grunde genommen nicht sinnvoll. Der Begriff «liberal» sollte wieder seine herkömmliche Bedeutung erhalten.
Abbildung 1: Podiumsgespräch «Friedrich August von Hayek in der Welt von heute»
mit Prof. Dr. Stefan Kooths, Dr. Barbara Kolm, Rahim Taghizadegan, Prof. Dr. phil. Martin Rhonheimer
Dass die Idee der Freiheit weiterhin attraktiv ist, zeigt sich auch darin, dass Hayeks Buch «Weg in die Knechtschaft» in einer verkürzten Form in vielen Sprachen gedruckt und verteilt wurde. Das Büchlein stösst auf Interesse, und langsam trägt diese Aktion Früchte.
Es wurde mehr Toleranz für «verrückte» Ideen gefordert. Allgemein sollten wir mehr Mut zu Experimenten haben, auch wenn der Ausgang ungewiss ist oder das Experiment scheitern kann. Man kann daraus lernen.
Wichtig ist auch, dass sich die echten Liberalen nicht nur an Unternehmer und gutgestellte Personen richten, denn diese können jederzeit mit ihren Füssen abstimmen. Liberale müssen aufzeigen, dass der Schutz des Eigentums als absolut zentrales Element des Zusammenlebens auch für den Mittelstand von Bedeutung ist.
Hayek hat eine «Utopie für den Liberalismus» gefordert, den auch die Intellektuellen und Akademiker so begeistert annehmen können wie die Ideen des Sozialismus. Im Grunde ist es völlig absurd, dass sich die Menschen freiwillig in Abhängigkeit einer kleinen Gruppe von Feinden der Freiheit begeben. Ich frage mich aber, woher diese Utopie kommen soll, wenn führende Köpfe wie Hayek diese fordern und nicht selbst entwickeln können.
Abbildung 2: Gediegenes Tafeln im Ratskeller
Die Rede von Javier Milei
Am Sonntag, pünktlich um 15.00 Uhr, war es dann so weit: Unter riesigen polizeilichen Sicherheitsvorkehrungen rund um das Hotel trat Javier Milei in den Raum. Er wurde sofort mit einer stehenden Ovation begrüsst.
Nach der feierlichen Übergabe der Hayek-Medaille durch Prof. Dr. Stefan Kooths begann Milei seine Rede. Sie war sehr persönlich und frei vorgetragen. Wie so viele andere Intellektuelle wurde er nicht als Libertärer geboren. Erst viel später und in einer langen Entwicklung entdeckte er die Bücher von Friedrich August von Hayek, Ludwig von Mieses und vielen anderen Autoren der österreichischen Schule. Das habe ihm die Augen geöffnet, und er habe realisiert, dass er bis zu diesem Zeitpunkt falsch unterrichtet habe. Durch Murray Rothbard wurde er schliesslich zum Anarchokapitalisten.
Als es immer offensichtlicher wurde, dass er zum Präsidenten gewählt werden könnte, begannen die Journalisten nach «Leichen im Keller» zu suchen. Einer trat an ihn heran und sagte: «Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht.» Die gute Nachricht war, dass sie nichts gefunden haben. Die schlechte Nachricht war, dass die Journalisten nun die «Leichen» erfinden werden.
Es war eine sehr beeindruckende und ernste Rede und hat mich emotional sehr berührt.
Das Besondere an Milei ist, dass er gewählt wurde, obwohl er – anders als andere Politiker, die das Blaue vom Himmel versprechen – keine Versprechungen machte. Im Gegenteil: Er sagte, dass der Weg zu einem neuen Wohlstand – vor allem am Anfang – sehr steinig und schmerzhaft sein werde.
Abbildung 3: Javier Milei
In der Nähe des Hotels wurde heftig gegen Milei demonstriert. Eine kleine Gruppe von Leuten war gegen die Anwesenheit Mileis in Hamburg. Wieso diese unbedeutende Gruppe so viel Aufmerksamkeit in den Medien geniesst, verschliesst sich einem vordergründig. Man sucht nach jedem Strohhalm, um gegen Milei schreiben zu können; als ob er schuld an Argentiniens Desaster ist.
Abbildung 4: Kleine Demonstration gegen Milei vor dem Hotel im Hafen von Hamburg
Die Rede von Milei kann man hier in voller Länge hören:
https://t.co/j7IFHpMT8Y
(https://x.com/OPRArgentina/status/1804551501961998615?t=WK-RAYsCHocnUcEylFzMwQ&s=03)
Hier mit einer deutschen Übersetzung:
https://youtu.be/Gmpf4ktyZIo?si=M98GndizyqDWrKOr
Ausführlicher Artikel in der NZZ:
Artikel von Prof. Dr. Stefan Kooths (Vorsitzender der Hayek-Gesellschaft) in der Frankfurter Allgemeine:
Küsnacht, 23. Juni 2024
Helene Schulthess, Driver LP
Liebe Helene
Sehr angenehme und freundliche Artikel, ich habe das mit Genuss gelesen 🤩🥰
Ein grosser Tag für die Ideen der Freiheit.
¡Viva la libertad carajo!